TROY VON BALTHAZAR
Allein, Allein.
Ganz alleine. Troy von Balthazar ist, dem Donner von Chokebore entsprungen, zum Asketen geworden. Sein neues Album "Knights of something" redefiniert den charakteristischen TvB-Sound: Schwingend - zwischen kargen Songs und vor Elektrizität sprühenden Liedern - zwischen Sentimentalität und Resignation. Troy von Balthazar ist ein Don Quijote, einer dieser "Knights of something", den seine gebrauchte Fender-Gitarre als Sancho Panza auf seinen Reisen und in Zeiten des Innehaltens unterstützt. TvB denkt und singt von Dingen, an die sonst keiner denken und über die sonst keiner singen hätte können. Er bringt, mit viel Kraft, einen Aspekt jener Welt zur Sprache, die, ohne ihn, wohl so viel ärmer und auch verlogener gewesen wäre. Er macht es alleine, nachdem er zuvor für bereits etwas mehr als zwei Jahrzehnte mit seiner Band Chokebore für Furore sorgte. Die aus Hawaii stammende Gruppe veröffentlichte grandiose Platten (unter anderem auf dem legendären AmRep-Label) und prägte damit den Begriff SadCore. Anfang der 2000er wurde der Sound versöhnlicher und mit ihrem hochgefeierten Album „It's a Miracle“ gelang kurzfristig der Sprung in den Indie-Pop-Olymp. Der bittertraurige Unterton blieb in Balthazar’s Schaffen jedoch stetig bestehen und zog sich in Poesiepublikationen, Filmmusik und Solo-Alben fort. Während das letzte Stück auf dem 2010er Album "How to live on nothing" das Ende seiner Musik zu buchstabieren schien, antwortet das neue Album von TvB auf dieses "nothing" mit einem "something". "Something", auch wenn es ein sehr vagues und schwimmendes Wort ist, ist auf jeden Fall eine Reaktion auf das Nichts. "Knights of something", Ritter des Etwas, von entlegenen Ländern, epische Balladen als Liebesduelle, bei denen TvB oft mehr mit den Händen als mit Worten spricht, Widrigkeiten und Tugenden, die man ihnen entgegensetzt. TvB hat Vertrauen, auch wenn er es gewohnt ist in der Musik und auf der Bühne höchstens auf sich selbst zu vertrauen. Es gibt nur wenige, die ganz alleine mit so viel berauschender und überwältigender Theatralität begeistern können. Keine überpoppige Lüge, keine komplette Neuerfindung. TvB auf der Bühne, das ist mehr als ein Konzert: Es ist Magie, die nicht nur ihn, sondern das gesamte Publikum in Besitz nimmt. TvB ist ein ernster Clown, fähig zu einem Tanzschritt aus längst vergangener Zeit, seine E-Gitarre lässt er dabei lasziv einige Zentimeter über dem Boden schweben, die Gestalt gekrümmt, den Körper auf sich selbst gefaltet, dabei immer noch elektrisch brüllen. In einem Durcheinander von Effektpedalen tanzend streckt er lasziv seine Fender-Gitarre nach unten, rollt sich auf dem Boden und jongliert später wieder zwischen extremer Weichheit und aufrichtiger Rauheit. Sein Mund agiert dabei nur sehr sparsam. Ihm entweichen nur paar Worte, aber sie sind scharf wie Messer und sie reichen aus um das Herz des Publikums zu durchdringen. Sein eigenes trägt er dabei blutig in seiner Hand, und die streckt er zum Himmel.